Clemens Krauss, Clemens
MAMAM, Recife, Brazil, February 3 –March 30, 2012


Clemens Krauss und Clemens Santana da Silva. Recife, 23. September 2001.

Vor seinem Studium der Bildenden Kunst hat Clemens Krauss Medizin studiert. Im Rahmen eines Auslandspraktikums vor über zehn Jahren brachte er auf der Geburtsstation eines Krankenhauses in Brasilien einen gesunden Jungen zur Welt.

Die Mutter des Kindes gab beim Ausfüllen der Geburtsformulare spontan den „Namen des Arztes“ als zukünftigen Namen des Kindes an: ‚Clemens‘
Nach der Entlassung von Mutter und Kind haben die brasilianische Familie und Clemens Krauss den Kontakt zueinander verloren.

Nach fast einjähriger Suche ist es Krauss nun gelungen, den heute 12jährigen Clemens in Recife, der fünftgrößten Stadt Brasiliens (und immerhin gleich großen wie Berlin) ausfindig zu machen. In der Ausstellung im Museum Moderner Kunst (MAMAM – Museu de Arte Moderna), die konsequenterweise ‚Clemens‘ heisst, installiert Krauss eine Art Display einer zeitlichen und örtlichen Spurensuche nach Identität und Herkunft, Biographie sowie der eigenen Sehnsucht.

Neben einem Film, der den Prozess der Suche nach dem Jungen quasi “rückwärts“ aus der Perspektive zweier sich nicht bekannter Nymotypen erzählt, zeigt Krauss andere Arbeiten zu diesem großen Themenkomplex.
Beispielsweise „Elternhaus“, ein Video welches Clemens Krauss im Haus in Graz, in welchem er aufwuchs, gedreht hat, indem er eine 15m lange Endoskopkamera auf direktem Weg durch Löcher in den Decken vom Dachgeschoss bis in den Keller und wieder zurück geschoben hat.
 
Das Video „Untiltled (Coming Back)“, welches 2009 erstmals im Berliner Haus am Waldsee gezeigt wurde, zeigt den intimen Moment des Wiedersehens nach über einem Jahr von Clemens Krauss und seinen Eltern, gefilmt von einem unauffällig mitgebrachten Kameramann.

Die aktuelle Arbeit „What remains of the Irrational?“ bezieht sich ebenfalls auf das Bild einer Identität im Kontext der eigenen Herkunft. In Zusammenarbeit mit der Grazer Kriminalpolizei ließ Krauss von seinen engsten Familienmitgliedern je ein Phantombild von sich erstellen. Entstanden sind Bilder, die vielmehr unbewussten Vorstellungen oder Idealen entsprechen als einer äußerlichen Ähnlichkeit zum Künstler selbst.  Sie zeigen einmal mehr eine Facette von dem, wie komplex sich das zusammensetzt, was wir als Identität bezeichnen.



MAMAM no Pátio [visit website]
Pátio de São Pedro, Casa nº 17, São José - Recife - PE, Brazil
Exhibition Period: February 3 — March 30, 2012